Es war fast Ende Oktober. Die Sonne hatte ihren Koffer schon gepackt und war drauf und dran, zu gehen. Die Blumen an der Tür waren traurig, ganz blass sahen sie aus. „Es reicht mir“, sagte die Sonne und fuhr fort: „Jedes Jahr das gleiche Theater! Ich ziehe doch nur für ein paar Monate los, dann komme ich wieder. Seht ihr denn nicht? Auch die Blätter trennen sich von den Bäumen und trotzdem gibt der Baum nicht auf! Ihre Blätter kehren wieder zurück und sind dann sogar noch kräftiger als zuvor.“ Ich ging zu den Blumen hinüber, streichelte ihre Häupter und versuchte, ihnen trostvoll zuzureden: „Ihr könnt nicht das ganze über auf den Beinen sein, ihr müsst schlafen und euch ausruhen!“ Da meldete sich auch die Erde : „Na kommt schon, ich hab’ viel zu tun,“ sagte sie. „Ich muss euch saubermachen und dann sind die Samen an einen Platz zu tragen, wo ihnen die Feuchtigkeit und Wärme gefällt. Dann ist der Dünger noch ins Depot zu tragen und Kanäle sind schleunigst zu öffen, damit der Schnee, wenn er schmilzt, seinen Weg zu den Wurzeln findet. Außerdem muss ich für Extra-Nahrung sorgen. Letztes Jahr blieb der Schnee lange liegen und die Wölfe fanden nichts mehr. Sie waren so hungrig, dass sie die Tulpenzwiebeln essen mussten. Die Sonne war dann sehr böse auf mich und das hatte ich dann davon! Ich werde mich hüten, das noch einmal zu machen!“ Ich nahm mir eine Tasse Tee und setzte mich an den Tisch im Garten. Ich hatte nicht geahnt, dass es so viel zu tun gab! Mein Blick gleitete zu den Herbstblumen, die fröhlich spielten. „Wir sind die kleinsten Kinder der Sonne, riefen sie munter. „Wir gehen später rein. Mutter Erde weiss Bescheid!“. „Ich weiss“, antwortete ich. „Ich habe euch nur angeschaut, weil ihr so schön seid!“ Es war mir kalt geworden. Auch für mich war es nun Zeit, reinzugehen.